Kunstkatalog Stefanie Brehm
54 Stefanie Brehm beschreibt ihre Arbeit als eine Durchdringung von Materialien. Sie be- schäftigt sich mit Formen und Farben und weniger mit politisch aufgeladenen Parolen. Dennoch fließen alltägliche Beobachtungen auf sehr persönliche Weise in ihre Arbeit hinein: in Form von Klang und Bewegung. Katja Andreae sprach mit ihr über ihren Arbeitsalltag als Künstlerin und dreifache Mutter, ihre Visionen und ihre Hingabe für die Erforschung von Materialien. Vor Ihrem Studium an der Kunstakademie in München haben Sie eine Ausbildung zur Keramikerin absolviert. War Ihnen zu diesem Zeitpunkt bereits bewusst, später einmal als Bildende Künstlerin arbeiten zu wollen? Als ich an der Keramikschule anfing, habe ich zeitgleich überlegt, mich an Kunst- hochschulen zu bewerben. Mir erschien es aber sinnvoll, zunächst einmal ein Material grundlegend kennenzulernen, in Form einer Ausbildung, bei der ich fundierte Kenntnisse erlange und das Material handwerklich durchdringe. Die Hingezogenheit zur Kunst ist aber bereits zu Schulzeiten entstanden. Nach meiner Ausbildung war das Kunststudium ein klares Ziel für mich. Wie hat sich die Auseinandersetzung mit dem Material nach Ihrem Studium entwickelt? Natürlich wollte ich auch weiterhin großformatig mit Keramik arbeiten, wie ich es in der Kunstakademie getan hatte, und deshalb neue Arbeitsmöglichkeiten finden. Als das erste größere Projekt anlief und ich durch ein Stipendium an das niederländische Keramikzen- trum gelangte, entwickelten sich auch meine keramischen Kenntnisse weiter. Man dringt, verglichen mit der allgemeinen Grundausbildung, in sehr viel spezifischere Bereiche vor. Arbeitsmethoden, die einen weniger interessieren fallen automatisch weg und man gelangt schneller dorthin, wo man sich künstlerisch entfalten möchte. Zudem wird man von den, im Zentrum arbeitenden, Keramik-Experten mit sehr viel nützlichem Wissen unterstützt, was ich sehr schätze. Die Anfertigung Ihrer Arbeiten setzt ein besonderes Setting voraus. Zudem sind Sie Mutter dreier Kinder, was eine zusätzliche Herausforderung darstellt. Wie gestaltet sich Ihr Arbeitsalltag? Seitdem ich selbstständig bin und mit meiner Familie auf dem Land lebe, gestaltet sich mein beruflicher Alltag eher blockweise. Ich nutze ein Atelier in der Nähe unseres Wohnhauses, in dem ich die Polyurethan-Ar- beiten herstelle und mich mit Malerei beschäftige. Wenn ich mit Keramik arbeiten möchte, bin ich momentan noch auf externe Plätze und Werkstätten angewiesen, weshalb Residencies sehr wichtig für mich sind. Empfinden Sie es als belastend, für die Herstellung Ihrer Keramiken einen anderen Ort aufsuchen zu müssen? Nein, ich verlasse gerne mal das Haus, um mir ein neues Mindset zuzulegen. Langfristig plane ich aber, eine eigene Keramikwerkstatt aufzubauen. Das erleichtert mir einerseits das kontinuierliche Arbeiten, andererseits finde ich die Vorstellung schön, dass auch meine Kinder in die Keramik eintauchen können. In klassischen Büros sind Kinder eher unerwünscht, in Ateliers können sie ab und zu auch dabei sein. Interview Stefanie Brehm „Ich bin eine Künstlerin, die mit ihrer Innenschau arbeitet“ von Katja Andreae
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